Die camerata vocale Günzburg wurde 1987 von ihrem Dirigenten Jürgen Rettenmaier gegründet. Ihr Ziel ist es, sowohl geistliche als auch weltliche Werke der Chorliteratur zum Vortrag zu bringen. Die zur Zeit ca. 25 Sängerinnen und Sänger erarbeiten an acht bis zehn Wochenenden im Jahr bis zu drei Konzertprojekte.camerata vocale im Kaisersaal des Klosters Wettenhausen

Die temporäre Probenweise erlaubt die Mitwirkung von Sängern aus einem weiten Einzugsgebiet. Die erarbeiteten Programme werden überwiegend im bayerisch-schwäbischen Raum aufgeführt.

Konzertreisen führten den Chor aber schon mehrfach über die Landesgrenzen hinaus, so 1991 nach Budapest, 1992 zum Kammerchorfestival nach Pécs (Ungarn), 1993 zu einer Konzerttournee durch Spanien, 1996 mit der „Doppelchörigen Messe“ von Frank Martin in dessen Alterssitz nach Haarlem (Amsterdam), 2001 nach Gatchina (St. Petersburg) und im September 2007 mit einer als Live-Mitschnitt aufgenommenen Doppel-CD mit der „Marienvesper“ von Claudio Monteverdi im Gepäck zu Papst Benedikt XVI. nach Rom. Dort wurde dem Chor, insbesondere der damaligen Vorsitzenden der camerata vocale, Elisabeth Lutz, die große Ehre zuteil, dem Heiligen Vater anlässlich seines 80. Geburtstags die prächtig gelungene „Marienvesper“ bei der Generalaudienz auf dem Petersplatz am 05. September 2007 persönlich zu überreichen.

Auch im Juni 2015 führten die Wege der camerata vocale nach Rom, dieses Mal in Begleitung der Chorschule des St. Thomasgymnasiums Wettenhausen, des Schulchores des Liceu Montanari aus Verona und der Stadtkapelle Günzburg e.V., um auf Einladung des Priesterseminars am Campo Santo die Fronleichnamsprozession in den Vatikanischen Gärten musikalisch zu umrahmen. Daneben gestaltete der Chor weitere Gottesdienste und Konzerte, u.a. in Santa Maria di Trastevere und St. Maria dell´Anima, der Kirche der deutschen Gemeinde in Rom.

Die SängerInnen aller beteiligten Chöre in Rom 2015 (in der Kirche St. Maria dell´Anima)

Seit 1988 beteiligt sich das Ensemble regelmäßig an der Konzertreihe des Landkreises Günzburg „Musikalischer Frühling im Schwäbischen Barockwinkel“ mit gefragten Darbietungen von der Renaissance bis zum 20. Jahrhundert.

Vor allem romantische Kompositionen von Bruckner, Brahms, Mendelssohn und Reger, aber auch zeitgenössische Musik wie die Messe für zwei vierstimmige Chöre von Frank Martin, Duruflés „Requiem“ und Ligetis „Lux aeterna“ gehören zum Repertoire der camerata vocale, ebenso wie die Hauptwerke Hugo Distlers, die „Weihnachtsgeschichte“ und der „Totentanz“.

Soli, Chor und Orchester bei Händels „Alexanderfest“ (2012)

Ein besonderes Anliegen des Chores ist es, auch selten zu hörende oder gänzlich unbekannte Werke zur Aufführung zu bringen. Ein bedeutender Höhepunkt im Rahmen dieser Projekte war die erstmalige Wiederaufführung der Missa solemnis in C von Ignaz Holzbauer beim internationalen Mozart-Kongress 1991 in Mannheim. Die 1994 zusammen mit der Chorschule des St. Thomasgymnasiums Wettenhausen in Jettingen und Kempten erstmals wieder zu Gehör gebrachte Missa a due chori von Johann Ernst Eberlin und das Kemtener Te Deum von Franz Xaver Richter weckten das Interesse des Bayerischen Rundfunks, mit dem die beiden Werke im Juni 1995 als Welt – Ersteinspielung produziert werden konnten (Erschienen im Carus Verlag, CV 83.137).

In erneuter Zusammenarbeit mit dem Bayerischen Rundfunk und dem Carus-Verlag Stuttgart entstand im Sommer 1998 eine weitere CD mit der 1991 wiederaufgeführten Missa solemnis in C von Ignaz Holzbauer und den Geistlichen Hymnen nach den Chören aus der Schauspielmusik zu Thamos, König in Ägypten von Wolfgang Amadeus Mozart (CV 83.141).

camerata vocale im Kaisersaal des Klosters in Wettenhausen

Diese Tradition setzte der Chor im Laufe des Jahres 2002 fort und produzierte zusammen mit dem BR und dem Carus Verlag eine weitere Wiederaufführung in unserer Zeit und zugleich eine Welt – Ersteinspielung mit der Missa Nr. 34 in C und dem Requiem Nr. 8 in C von Johann Ernst Eberlin anläßlich seines 300. Geburtstages (CV 27.041/99).

Zur Ehre Eberlins, dem früheren Salzburger Domkapellmeister, wurde die Missa Nr. 34 in C auf Einladung des derzeitigen Salzburger Domkapellmeisters Janosch Czifra im Rahmen eines Festgottesdienstes am 01. Juni 2002 als Salzburger Erstaufführung dem Publikum vorgestellt.

Mit ihren drei Welt-Ersteinspielungen wieder entdeckter Werke von W.A.Mozart, Ignaz Holzbauer, Franz-Xaver Richter und Johann Ernst Eberlin hat sich das Vocalensemble in Zusammenarbeit mit dem Bayerischen Rundfunk und dem Carus-Verlag auf dem Tonträgermarkt nachhaltig empfohlen. Ausschnitte aus diesen Aufnahmen gehören zum regelmäßigen Repertoire der Klassik-Rundfunkprogramme.

camerata vocale Günzburg