„Mit einem außergewöhnlichen, atemberaubenden Parforceritt durch die musikalischen Werke der Jahrhunderte, der Kulturen und der Interpreten bezauberten beim Kirchweihkonzert die Camerata vocale und Instrumentalisten unter der Leitung von Jürgen Rettenmaier (…). Das Barockensemble beglückte die Zuhörer ebenso wie die Sänger, denn Perfektion ist bei der Camerata vocale ein ungeschriebenes Gesetz.“ (Günzburger Zeitung, 21.10.2014)

Geteiltes Konzert, doppelte Freude

Die camerata vocale vereint in Wettenhausen weltliche und geistliche Stücke, Gesang und Instrumentalmusik, Vortrag und gemeinsamen Gesang zu einem bezaubernden Programm

Von Gertrud Adlassnig

Im Kaisersaal des Klosters Wettenhausen fand der zweite, weltlich geprägte Teil des Konzerts der Camerata vocale statt. Zuvor hatten die Sänger und Instrumentalisten in der erleuchteten Kirche geistliche Werke vorgetragen.

Mit einem außergewöhnlichen, atemberaubenden Parforceritt durch die musikalischen Werke der Jahrhunderte, der Kulturen und der Interpreten bezauberten beim Kirchweihkonzert die Camerata vocale und Instrumentalisten unter der Leitung von Jürgen Rettenmaier ihre Zuhörer. Ja, nicht einmal der Standort sollte bei diesem Herbstkonzert ruhender Pol sein.

Das geteilte Konzert widmete sich im ersten Teil der geistlichen Musik und wurde stilecht in der prachtvollen und effektvoll punktuell erleuchteten Kirche zelebriert. Nach einer Sektpause im Foyer durften es sich die Besucher im Kaisersaal des Klosters bequem machen und einer exquisiten Auswahl barocker und moderner weltlicher Musik lauschen, bis sie zu guter Letzt zum Mitsingen aufgefordert wurden und unter Anleitung der Sänger und Jürgen Rettenmaiers mit Akkordeon, aufgeteilt in drei Gruppen, begeistert in die Kanones einstimmten.

Dem herzerfrischenden Schlusspunkt war ein rundum gelungenes Konzert vorausgegangen, das die großartige Bandbreite der Camerata vocale ins beste Licht rückte. Geistliche und weltliche Barockmusik forderten die Sänger ebenso wie die Kompositionen der Romantik. Ein stetes sich Umorientieren, sich neu Einfühlen in die Techniken und Vorstellungshorizonte der verschiedenen Epochen und Kulturkreise verlangte das umfangreiche Programm, das 23 Titel umfasste, von Interpreten ebenso wie vom Publikum.

Immerhin hatte Konzertleiter Jürgen Rettenmaier Werke von Monteverdi bis Paul Simon ausgewählt, gab argentinischer Folklore ebenso Raum wie georgischer und der des finnischen Avantgardisten Jukka Tiensuu, dessen Instrumentalstück „Möbius“ dem hingerissenen Zuhörern im Kaisersaal spontane Begeisterungsrufe entlockte. Denn nicht nur die Sänger kamen beim Kirchweihkonzert bestens zur Geltung, auch die Instrumentalstücke, in immer wieder neuen Zusammensetzungen vorgetragen, erfreuten die Zuhörer. Selbst Chorleiter Jürgen Rettenmaier griff zu den unterschiedlichsten Instrumenten, begleitete am Flügel, schlug das Tambourin und schnallte sich für das Instrumentalensemble Chimichurri das Akkordeon um.

Das Barockensemble beglückte die Zuhörer ebenso wie die Sänger, denn Perfektion ist bei der Camerata vocale ein ungeschriebenes Gesetz. Dass sich die nicht nur auf die Technik bezieht, sondern auch auf die notwendige Leidenschaft und kontrollierte Emotion ist inzwischen für die Freunde des Vocalensembles zur sicheren und erfreulichen Gewissheit geworden.